Sprachen lernen mit einer App? Kann eine App eine Sprachlehrerin, einen Sprachlehrer ersetzen? Was sind die Vorteile? Was kommt zu kurz? Diese Fragen habe ich mir schon oft selbst gestellt. Als Sprachlehrerin möchte ich auch wissen, ob eine Sprachlern-App den Sprachkurs ergänzen kann und/oder helfen kann, schneller die gesetzten Ziele zu erreichen. Und ich mache mir auch Gedanken, ob wir Sprachtrainer/innen bald ein Auslaufmodel sind und von Sprachlern-Apps abgelöst werden.

Im Internet gibt es dutzende von Webseiten, die Apps vergleichen und angebliche Vor- und Nachteile auflisten. Da ich nicht eine Liste wiederholen möchte, habe ich es gewagt, gleich selbst eine App auszuprobieren.

Meine Aussagen über Vor- und Nachteile sind ganz allein aus meinen Erfahrungen entstanden und sie sind nicht allgemeingültig.

Vorteile

Da ich schon lange Portugiesisch lernen wollte, habe ich in meinen Herbstferein begonnen, mit einer App diese Sprache zu lernen.

Die Lektionen, die sehr kurzgehalten sind, enthalten immer nur ein grammatikalisches Thema. Wobei jede Lektion den gleichen Aufbau hat: Im ersten Drittel werden neue Vokabeln, bzw. neue Grammatikstrukturen vorgestellt, zwei Drittel dienen der Repetition. Innerhalb von 10 Minuten habe ich die Lektion durchgearbeitet und bekomme meine verdienten Sternchen. Ich kann aufhören, oder weitermachen. Die Beispielsätze sind sowohl geschrieben als auch – was ich besonders schätze –  gesprochen (zwei muttersprachliche Sprecher). So habe ich gleich die korrekte Ausprache. Die App, die ich benutze, hat einen Vokabulartrainer, der dem Fortschritt angepasst ist. Ich kann jeweils wählen, ob ich Vokabelkarten benutzen will, was eher das passive Verständnis fördert, oder ob ich schreiben will (aktive Anwendung). Der Vokabulartrainer ist jederzeit abrufbar und gibt Auskunft über die Anzahl der gelernten Wörter. Was ich besonders schätze, ist der Umgang mit Fehlern. Ich habe sofort eine Korrektur und die App gibt erst dann nach, wenn die Wörter korrekt geschrieben sind.

Beim Benutzen dieser App sind wir automatisch Teil einer Community, ob wir wollen oder nicht. In dieser Community unterstützen wir (d.h. die Lernenden) uns gegenseitig, indem wir geschriebene Texte oder aufgenommene Sätze gegenseitig korrigieren.

Die App ist sehr günstig: für ein Jahr bezahle ich im Sonderangebot € 49.90.

Nachteile

Mir fehlt ein Gegenüber, der oder die mir zusätzliche Informationen gibt bezüglich Aussprache, Vokabular, Grammatik.

Ein Gegenüber würde mir auch erklären, warum jetzt ein Wort so ausgesprochen wird und nicht anders. Es fehlen Emotionen und kulturelle Erläuterungen, die beim Lernen einer Fremdsprache den Unterricht abrunden.

Was ich auch festgestellt habe: ich muss mich selber motivieren und es kann vorkommen, dass ich drei oder vier Tage nicht lerne. Wenn ich eine gebuchte Lektion bei einer Lehrperson hätte, so würde ich dranbleiben.

Nichtdestotrotz: ich glaube eine Sprachlern-App könnte nützlich sein, um die ersten und grundlegenden Kenntnisse einer neuen Fremdsprache zu lernen. Aber um reale Situationen zu üben, kommt niemand um Sprachtrainer herum.

Mein Fazit: Sprachtrainer wird es immer geben, Sprachlern-Apps sind sicher bei jüngeren Menschen sehr beliebt. Ich fände es interessant, ein Model zu haben, wo die Sprachlern-App im Kurs integriert wird und so das Ziel schneller erreicht wird.

Was meint ihr dazu? Lernt ihr eine Sprache mit Sprachtrainer oder mit einer App? Ihr könnt eure Meinungen zum Thema oder auch Erfahrungen im Feld «comment» schreiben. Schön wäre, wenn eine Diskussion entstände.

Wer eine Sprachlern-App sucht, kann sich unter dem folgenden Link informieren. Es sind fünf Apps beschrieben, alle Apps haben Italienisch im Angebot. www.forbes.com/sites/forbes-personal-shopper/2020/03/27/5-of-the-best-online-language-learning-courses/